Samstag, 06.12.2003

Das Leben ist ja schön und gut
als Mensch aus Fleisch und Blut,
nur eins stört mich so sehr daran,
dass ich den Rest kaum noch genießen kann.
Am Ende sterben ist so dumm,
ich wollt es wäre andersrum,
das Leben sollte mit dem Tod beginnen.
Es würd dabei gewinnen. 
Du wachst auf in einem Altersheim
auf Früchtetee und Haferschleim,
die Enkel kommen dich besuchen
und bring´n dir Wein und Kuchen,
du liegst nur, musst dich kaum bewegen,
lässt dich von hübschen Schwestern pflegen,
irgendwann ist das leider aus,
wenn du zu jung wirst, fliegst du raus.
Doch dank der Rente reicht das Geld,
du spielst Golf, fliegst um die Welt,
und ab und zu gehst du in Kur.
Dann kriegst du deine gold´ne Uhr
und steigst als Abteilungsleiter
ein auf der Karriereleiter.
Dickes Auto, eig´nes Haus,
und hängst den großen Macker raus.
Das machst du ein paar Jahre,
davon wachsen deine Haare.
Wenn das dann leider nicht mehr geht,
gehst du zur Universität,
machst einen auf Freak
und hörst rebellische Musik,
nimmst Drogen, vögelst rum,
halt ein normales Studium.
Dann Dienst, dann Urlaub, party pur,
dann machst du dein Abitur.
Die Schule, die dich amüsiert,
weil alles immer leichter wird.
Dann erwachen deine Triebe,
dann die erste große Liebe,
dann wird Fußball plötzlich wichtig,
dann wirst du süßigkeitensüchtig.
Auf Früchtetee und Haferschleim
in Mamas Armen ganz daheim
verschwindest dann in ihrem Schoß
und lässt dann ganz allmählich los.
schmerzloses geistiges Verdumpfen
im Bewusstsein stets zu schrumpfen.
Ein Leben, das als Orgasmus endet,
war auf keinen Fall veschwendet.
 

GÖTZ

WIDMANN

 

 

 

Liedermacher