Samstag, 
01.10.2005


Einer der besten schottischen Single Malt Whiskies war Pate, als es darum ging, dieser Celtic Rock Formation einen Namen zu geben. Und warum eigentücn nicht? -Mit hochprozentiger Musik ist es oft wie mit hochprozentigem Whisky. Man nimmt nur die reinsten und feinsten Zutaten. Diese destilliert man so lange, bis man ein hochprozentiges Ergebnis bekommt. The Aberlour's sind Singer/Songwriter, die so lange ihre Arrangements verdichten und anreichern, bis ein sehr nachhaltiger Hörgenuss entsteht. Suchtfaktor ist garantiert, denn viele der Songs haben Ohrwurm-Charakter.
Das Quintett steht in der Celtic Rock Tradition von Gruppen wie Jethro Tull, hat es aber geschafft, ein eigenes musikalisches Vokabular aus Fiddle, Flöten, Gitarre, Cister, Mandocello, Drums & Bass zu finden. Neben historischen irischen und schottischen Texten läßt sich die Band von den leicht morbiden Texten eines E. A. Poe bis hin zu Shakespeare inspirieren. Solche Texte bieten sich förmlich an, mit einem Schuss Mittelalter-Groove vertont zu werden. Und genau das gibt den Aberlour's die individuelle Note, um in der großen weiten Welt des Celtic Rock ihr ganz eigenes "Standing" zu haben. Auch einen Aberlour Whisky wird man unter Dutzenden anderer Whiskies an seinem einmaligen leicht torfigen Geschmack identifizieren können.
Besonders erfreulich ist, dass die Band aus Deutschland kommt und damit County Germany endlich mal eine Celtic Rock Band vorzuweisen hat, die auch international bestehen kann. Nicht nur wegen einem soliden Handwerk, sondern weil die Aberlour's es geschickt vermieden haben, in all die Fettnäpfchen zu treten, in die man als deutsche Celtic Rock Band treten kann. Hier werden nicht zum tausendsten Mal die 20 bekanntesten irischen Balladen mit Pogo-Rhythmus umgesetzt und die genialen Pogues sind für diese Band weder Meßlatte noch Inspiration. Was die legendären Pogues geleistet haben, ist ohnehin nicht zu toppen und zudem ist es auch bald 20 Jahre her, dass der Zeitgeist und die Musik der Pogues kongenial zusammentrafen. Wenn heute immer noch haufenweise Gruppen meinen, sich an den Pogues orientieren zu müssen, dann ist es eher eine Bankrotterklärung an die eigene Kreativität. Die Aberlour's sind mehr rockige SingeNSongwriter mit folkigen Zitaten als eine Band, die wie die Pogues "Electric Trad" spielt.
Für das Songwriting, Gesang und Saiteninstrumente ist Klaus Adolphi zuständig. Steffen Knaul an der Fiddle spielt sein Instrument expressiv, virtuos und voller Dramatik. Immer wenn man meint, jetzt sei der Höhepunkt erreicht, kann er noch eine Schippe drauflegen, ohne gehetzt zu klingen. Klaus und Steffen trafen sich zufällig vor Jahren in einem Fachgeschäft in Halle beim Whisky Tasting. Der große gemeinsame Nenner ihres Geschmacks war an diesem Tag die schottische Marke Aberlour. Heute viele Jahre später gibt es nicht nur Einvernehmen in Sachen hochprozentige Getränke sondern auch musikalisch. Mit Andreas Fabian hat man einen weiteren Mitstreiter gefunden, der für die Blasinstrumente zuständig ist. Weil er davon eine ganze Menge spielt, klingen die Aberlour Songs von den Klangfarben so abwechslungsreich. Der Bassist Kai Büttner stand eines Tages trampender Weise an einer Autobahnraststätte und Klaus und Steffen hielten an. Der Rest ist Geschichte... Last but not least wurde mit Matthias Schimetzek der passende Drummer gefunden, denn ohne Drummer gibt es eben keinen Celtic Rock.
Die Band hat bisher mit "Waiting for Noah" und "Rich and Rambling" zwei Alben vorgelegt, die es möglich machten, dass auch die großen Vorbilder von Jethro Tull die Aberlour's als eine Art musikalischen Aperitif bei einem ihrer Konzerte präsentierten. Und so viel sei verraten: Die Fans genossen sie in vollen Zügen.