New Folk Wizards

Samstag, 
13.11.2010

Viele haben es versucht, aber nur wenige Irish Folk Bands haben es geschafft: nämlich einen völlig eigenständigen Sound zu schaffen. Beoga gehören zu diesen wenigen Ausnahmen. Das Quintett verzaubert mit seiner erfrischend modernen Art von Irish Folk und das Prädikat „New Folk Wizards“ ist nicht zu hoch gegriffen. Sie haben allerhand Tricks, Kniffe und überraschende Ideen drauf, wie man irische Roots mit Anleihen aus anderen Weltmusikstilen mischen, ja sogar mit Klassik oder Jazz verbinden kann. Irish Folk à la Beoga ist einfach „Worldmusic made in Ireland“. Es wurde auch Zeit, dass irische Musik auf die wachsende Anbindung an den Rest der Welt musikalisch reagiert. Irland ist heute keine abgeschiedene Insel im Atlantik mehr, die ihre Faszination aus ihrer kulturellen Isolation bezieht. Früher war das Trumpf. Heute muss die irische Kultur auf die zunehmende Vernetzung mit dem Rest der Welt reagieren, um nicht auf der Stelle stehen zu bleiben. Beoga haben sich an die Spitze dieser neuen Bewegung gesetzt und mit ihrem Sound einen Schlüssel gefunden, der viele verschlossene Türen weltweit geöffnet hat.

Beoga ist das gälische Adjektiv für „lebendig“ und die Band macht ihrem Namen alle Ehre. Ihre Musik strotzt nur so von Kreativität und guter Laune. Die musikalischen Einfälle sind so witzig und skurril, dass sie das Publikum zum Schmunzeln, ja sogar zum Lachen bringen. Die Lebendigkeit der Musiker überträgt sich auf jedes Publikum, das seine Batterien bei einem Beoga Konzert nachhaltig aufladen kann.

Im Mittelpunkt der Band steht die bezaubernde Niamh Dunne (ausgesprochen Niv), eine der besten neuen Frauenstimmen Irlands. Kaum zu glauben, dass ein so zartes Mädchen eine so volle, rauchige und körperliche Stimme haben hat. Doch damit sind die Talente der Niamh Dunne noch lange nicht erschöpft! Sie ist eine Teufelsgeigerin und einige Lieder im Bandrepertoire stammen auch aus ihrer Feder.

An der Bodhrán, der irischen Rahmentrommel, hat die Band mit Eamon Murray einen „All Ireland Champion“, der diesen Wettbewerb in allen Altersklassen gewonnen hat. Der lustige Wuschelkopf ist einer der großen Vertreter des virtuosen „high end“ Stils.

Verblüffend ist auch die Besetzung der Band mit zwei „Button Accordions“. Damian McKee und Seán Óg Graham achten streng darauf, dass sich die zwei Quetschkommoden nicht in die Quere kommen oder im stetigen Unisono langweilen. Die Zwei teilen sich brüderlich die Rolle des Solisten und Begleiters, verweben sich in markanter Zweistimmigkeit und kontrapunktischen Rhythmen. Irische Journalisten haben dafür die griffige Bezeichnung „duelling accordions“ geschaffen. Seán Óg wechselt bei Liedern zur Gitarre und steuert auch die Harmony Vocals bei.

Für die fetten Töne und synkopierten Rhythmen, die die Zuhörer zum Tanzen animieren, ist der Keyboarder Liam Bradley zuständig. Da die Gruppe drei Titel des „Mischief“ Albums mit den Pragern Symphonikern eingespielt hat, muss Liam zuweilen auch die Streicherarrangements aus den Tasten zaubern.

Die drei CDs der Gruppe, „A lovely madness“ und „Mischief“ und „The incident“ wurden von der internationalen Presse mit Lobeshymnen überhäuft und gehören aktuell zu den bestverkauftesten Irish Folk CDs weltweit. Nicht umsonst haben Compass Records, die weltweit als die aktuell maßgebliche Plattenfirma für Irish Folk gelten, Beoga unter Vertrag genommen. Bei den großen Festivals in den USA, England, Irland oder Skandinavien ist das Hauptbühnenprogramm ohne Beoga nicht mehr denkbar. Die BBC hat sie bei der Night of the Proms präsentiert. Sie sind die Überflieger der Stunde und man muss sie nicht nur gehört, sondern auch gesehen haben. Diese Band wird die Geschicke des Irish Folk in diesem und nächsten Jahrzehnt maßgeblich mitbestimmen.

boega bei youtube