Umsonst & Draußen

Samstag, 
29.07.2011



Er wird in den Fachmedien als „lebende Legende“ angekündigt und Fats Domino bezeichnete ihn in einem Interview als seinen Lieblingspianisten und zugleich wichtigsten Einfluss.

Die Rede ist von Little Willie Littlefield.

 
Willie Littlefield wurde 1931 in El Campo, Texas geboren und nahm mit bereits 16 Jahren seine erste Platte auf mit dem Titel „Little Willie’s Boogie“. Der Song wurde ein Hit in Texas und Willie Littlefield hatte seinen Spitznamen weg: „Little Willie“.

Die Zusammenarbeit mit dem Modern Label aus Los Angeles brachte ihn an die Westküste und sein Titel „It’s Midnight“ landete in den Charts und wurde ein erster großer Hit, der ihn in die berühmten Clubs wie den L.A. Melody’s Club oder Johnny Otis legendäres Barrelhouse führte. Über Nacht wurde Little Willie Littlefield zum gefragten Name in der Musikszene.

„It’s Midnight“ etablierte Little Willie im Rhythm n’ Blues-Bereich.

Seine Aufnahmen beeinflussten andere aufstrebende Musiker wie Fats Domino, dessen Piano-Stil auf den Plattenaufnahmen von Little Willie basiert.

In den Jahren bis 1952 kamen zahlreiche weitere Hits dazu, u.a. „Ruby, Ruby“ und „K.C. Loving“ -

ein Titel, der später geringfügig geändert als „Kansas City“ von Wilbert Harrison aufgenommen und zu einem Welthit wurde.

Auf Grund seiner Popularität zog Little Willie Littlefield durch Konzertsäle, Ball Rooms und Clubs der ganzen USA, spielte in gemeinsamen Shows mit Ray Charles, B.B. King, Duke Ellington und Count Basie. Er ist einer der ganz großen Pianisten der Rhythm n’ Blues-Generation - jener Stilrichtung, die sich aus Swing und Boogie Woogie entwickelte und in den vierziger und Anfang der fünfziger Jahr die Populärmusik der Schwarzen in den USA war.

Bis dann in den fünfziger Jahren einige weiße Musiker diese Musik entdeckten, das ganze Rock n’ Roll nannten und die eigentlichen Schöpfer dieser Musik bis auf wenige Ausnahmen in Vergessenheit gerieten.

 

Ähnlich ging es Little Willie. Bis Ende der siebziger Jahre war sein Name nur einigen wenigen Bluesfans bekannt. 1973 wurde er dann zum San Francisco Blues Festival eingeladen, Europatourneen folgten, neue Platten wurden aufgenommen. Aufgrund des großen Erfolges verlegte er seinen Hauptwohnsitz nach Europa und tourte regelmäßig durch alle europäischen Länder.

Aufgrund seiner immensen Popularität in Europa wurde auch sein Heimatland wieder auf ihn aufmerksam. Im Juni 1988 folgte eine Einladung zum renommierten Chicago Blues Festival - sein Auftritt vor mehr als 50.000 Besuchern war einer der Höhepunkte seiner Karriere.

 

1991 nahm er fast die gesamte Musik (inkl. des Titelsongs) für den australischen Kinofilm „The Great Pretender“ auf. In diesem Film über die fünfziger Jahre hatte er eine der führenden Schauspielrollen - als “Little Willie Littlefield“.

Little Willie versteht es wie kein anderer unglaubliche Geschwindigkeit auf dem Piano mit einem einzigartigen Gefühl für Rhythmus und Melodie zu kombinieren. Sein pianistisches Können ist immens und wird ergänzt durch seine Qualitäten als Komponist und Sänger, die es ihm erlauben, Boogie Woogie, Jazz, Blues und verwandte Musikstile in seiner unnachahmlichen Art zu präsentieren.

Als er sich im Jahr 2000 vom aktiven Musikgeschäft zurückzog, hinterließ er eine große, traurige Fangemeinde.

 

Die letzten fünf Jahre hat er in seiner Wahlheimat Holland hauptsächlich mit Angeln verbracht.

„Inzwischen bin ich mit jedem Hering in Holland per Du - es wurde langweilig. Ich fühle mich super -

ich will wieder spielen“- erklärte Little Willie dann überraschend im September 2005.

Little Willie Littlefield sieht mindestens 10 Jahre jünger aus als seine 74 Jahre, er spielt immer noch toll, hat jede Menge neuer Kompositionen vorbereitet und er freut sich riesig, wieder auf die Bühne zurückzukehren.